Inklusion an der Schulgemeinschaft Rosenthal
2003 wurde in Rosenthal die Außenstelle der Karl-Preising-Schule gegründet. Schülerinnen und Schüler mit dem Anspruch auf sonderpädagogische Förderung in den Schwerpunkten Sprachheilförderung, körperlich-motorische Entwicklung sowie emotional-soziale Entwicklung bildeten damals und auch noch heute die Schülerschaft der Außenstelle. Die Zusammenarbeit mit der Nicolaus-Hilgermann-Schule, einer öffentlichen Grundschule in Trägerschaft des Landkreises, entstand zu Beginn durch die räumliche Nähe: Die Förderschule hatte leerstehende Räume in Rosenthal gemietet. Aula, Turnhalle und Schulhof wurden von beiden Schulen genutzt. Zudem gab es gemeinsamen Sportunterricht, Projektwochen und andere Ereignisse im Jahresverlauf. Schülerinnen und Schüler der Grundschule nahmen Kontakt auf zu Kindern mit Beeinträchtigungen und konnten ihren Horizont erweitern. Kollegen beider Schulen traten in einen fruchtbaren Austausch.
Integration einer Kooperationsklasse 2011
Durch die Ratifizierung der Menschenrechtskonvention zur Inklusion und die wachsende Kooperation beider Schulen entwickelte sich der Wunsch, 2011 die erste Kooperationsklasse ins Leben zu rufen. Dies war der Anstoß für einen Entwicklungsprozess beider Schulen hin zu einer Schulgemeinschaft. Das dabei entstanden Konzept liegt unserer pädagogischen Arbeit auch heute noch zugrunde.
Seit dem Schuljahr 2014/15 werden die Jahrgänge 1-4 durchgängig in Kooperationsklassen beschult. Schülerinnen und Schüler beider Schulen werden von Lehrerinnen und Lehrern beider Schulen unterrichtet. Außerdem besuchen fast alle Förderschüler die (Sprachheil)vorklasse. Dort werden schulische Inhalte mit besonderem Fokus auf die Sprachentwicklung thematisiert, aber auch Regelbewusstsein, Gruppenfähigkeit und Schulfähigkeit allgemein gefördert. Nach diesem ersten Vorschuljahr bilden die Schülerinnen und Schüler der Karl-Preising-Schule zusammen mit den neuen Grundschülern der Nicolaus-Hilgermann-Schule die Kooperationsklasse des Jahrgangs 1.
Kleine Gruppen gehören zum Konzept
Die Kooperationsklassen teilen sich in zwei Lerngruppen auf. In jeder Lerngruppe lernen mindestens 3-4 Förderschulkinder mit Grundschulkindern zusammen, wobei die gesamte Lerngruppengröße 15 Kinder nicht überschreitet. Die beiden Lerngruppen werden von einem Lehrerteam bestehend aus einer Grund- und einer Förderschullehrkraft gemeinsam unterrichtet. Die Gruppenräume der beiden Lerngruppen eines Jahrganges liegen grundsätzlich nebeneinander, sodass ein Lernen in der großen Gruppe (Kooperationsklasse) oder auch in den kleineren Lerngruppen jederzeit realisierbar ist. Unterstützt wird die Arbeit in den Jahrgängen durch eine Heilpädagogin, eine Erzieherin und Jahrespraktikanten oder FSJler. Außerdem ist an der Schulgemeinschaft eine Logopädin beschäftigt. Auch die Kolleginnen und Kollegen des regionalen Beratungs- und Förderzentrums unterstützen die Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler vor Ort. Wir realisieren auf diese Weise ein enges System an Differenzierung, geknüpft an die individuellen Voraussetzungen jedes einzelnen Kindes. Ob Grundschul- oder Förderschulkind, jede Schülerin, jeder Schüler profitiert von diesem System gleichermaßen und wir versuchen jedem auf diese Weise optimale Lern- und Entwicklungsbedingungen zu gestalten.
Offene, selbstgesteuerte und auf Differenzierung ausgerichtete Lern- und Arbeitsformen, wie Tages- und Wochenplanarbeit, Lerntheken, Lernstationen usw. bilden das hauptsächliche Angebot an didaktischen Arbeitsformen. Häufig sind Arbeits- und Wochenaufträge so gestaltet, dass Selbstreflektion der Schülerinnen und Schüler ermöglicht wird, aber auch die individuelle Einschätzung der Pädagogen gegeben ist.
Die Vergabe von Ziffernoten wird durch zusätzliche Verbaleinschätzungen und selbst erstellte Kompetenzeinschätzungsbögen ergänzt.
Dies soll sowohl Eltern als auch Kindern einen detaillierten und differenzierten Überblick über die erreichten schulischen Leistungen ermöglichen.
Die Atmosphäre in einer Kooperationsklasse zeigt, welche Chancen und Lernfelder sich den Kindern bieten: Herausforderungen meistern, gemeinsames Lernen, soziale Fähigkeiten erlangen, Erfolgserlebnisse teilen und einander helfen.
Unabhängig von ihren körperlichen und kognitiven Voraussetzungen sind alle Schülerinnen und Schüler willkommen und geschätzt. Sie wachsen zu Klassengemeinschaften zusammen und lernen voneinander. Diese Prozesse laufen nicht ohne Reibungen und Störungen ab. Aber alle – Kinder wie Erwachsene – lernen an ihnen.
Die Schulgemeinschaft arbeitet seit dem Schuljahr 2011/12 ganztägig. Inzwischen werden auch die Angebote im Rahmen des Ganztags inklusiv gestaltet und mit der Erweiterung des Ganztagsangebotes ab dem Schuljahr 2025/26 soll auch hier eine noch engere Verzahnung der beiden Schulen vorangetrieben werden.
Leitgedanken unseres pädagogischen Handelns:
Jeder Mensch ist einzigartig
Wir spüren Stärken auf, um sie für die Entwicklung unserer Schülerinnen und Schüler zu nutzen und weiterzuentwickeln
Wir erkennen Unterstützungsbedarf und versuchen den Kindern in diesen Bereichen optimale Förderung zu bieten
Wir achten einander
Keiner wird ausgegrenzt
Wir lernen gemeinsam miteinander und voneinander Kinder genauso wie Erwachsene
Wir bilden eine starke Gemeinschaft in der Schulgemeinschaft Rosenthal. Wir nutzen die Stärke der gemeinsamen Arbeit nach innen und außen
Wir empfinden regionale Verbundenheit und sehen uns als Teil des öffentlichen Lebens in der Region Rosenthal
Niemand bleibt zurück
Jeder bekommt die Unterstützung und Hilfe, die er braucht.
Das gilt für Kinder, Lehrkräfte, Mitarbeiter und Eltern!
